Chemisches Recycling in Europa: Projekte, Kapazitäten und Status
Über 60 Projekte im Bereich chemisches Recycling – 18 Anlagen in Betrieb
Die Interaktive Karte von Fraunhofer UMSICHT zeigt eine geplante Kapazität im Chemischen Recycling von 2,8 Mio. t/a, wobei 0,29 Mio. t/a bereits verfügbar sind. Pyrolysetechnologien dominieren die Projektpipeline (1,68 Mio. t/a geplant), während größere Vergasungsanlagen noch nicht gebaut wurden. Drei Anlagen auf Lösungsmittelbasis / Solvolyse sind in Betrieb und können 27 kt/a verarbeiten.

Chemisches Recycling kann die Kreislaufführung von Kunststoffabfälle verbessern, die mechanisch nur schwer zu recyceln sind. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat eine interaktive Karte der chemischen Recyclingaktivitäten in Europa erstellt, die installierte Anlagen, Technologien, Kapazitäten und den Projektstatus auf dem gesamten Kontinent umfasst. Für den Kontext sind auch die europäischen Steamcracker-Standorte und -kapazitäten aufgeführt.
Hier gelangen Sie direkt zur interaktiven Karte.: https://s.fhg.de/crmap
Wichtigste Ergebnisse (Stand: Oktober 2025)
- Aktuell 65 Projekte zum Chemischen Recycling in Europa
- Geplante Kapazität (ohne gestrichene und operative Projekte): 2.799 kt/a.
- Derzeit in Betrieb: 18 Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 289 kt/a (Pyrolyse 262 kt/a; Solvolyse 19 kt/a; lösungsmittelbasiert 8 kt/a). Es sind keine Vergasungsanlagen in Betrieb.
- Technologiemix der geplanten und operativen Kapazitäten: Pyrolyse 1.938 kt/a; Vergasung 860 kt/a; Lösungsmittelbasiert 68 kt/a; Solvolyse 102 kt/a; Enzymatisch 50 kt/a; Hydrothermal 70 kt/a.
- Eingestellte Projekte: 9 chemische Recyclingprojekte (819 kt/a) wurden offiziell eingestellt, darunter 7 Pyrolyseprojekte mit einer Gesamtkapazität von 791 kt/a.
Expertenmeinung von Prof. Matthias Franke
»Die EU-Regulatorik zum chemischen Recycling ist noch nicht endgültig festgelegt, und die Umsetzung auf nationaler Ebene steht noch aus. Gleichzeitig stellen niedrigere Preise für fossile Rohstoffe, hohe Energiekosten und mehr Importe von Rezyklaten aus Asien eine Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Recyclings dar – sowohl des mechanischen als auch des chemischen. Zusammengenommmen führen diese Faktoren zu Unsicherheit für Investoren. Darüber hinaus stehen viele fortschrittliche Recyclingtechnologien weiterhin vor Herausforderungen hinsichtlich der Betriebsstabilität, der Erträge und der Produktqualität. Dennoch bleibt Europa Innovationsführer im Bereich der Kunststoffabfallwirtschaft, wie die Patentanmeldungen zeigen – auch wenn China, Südkorea und Japan aufholen«, sagt Prof. Matthias Franke, Leiter des Fraunhofer UMSICHT Institutsteils in Sulzbach-Rosenberg.
Methodik und Umfang der Karte
- Verzeichnet sind Chemische Recyclingprojekte in Europa (Pyrolyse, Vergasung, Solvolyse, lösungsmittelbasiert, enzymatisch, hydrothermal). Die Reifenpyrolyse-Anlagen sind ebenfalls enthalten. Europäische Steamcracker werden als separate Überlagerung für den Systemkontext dargestellt.
- Die Daten zu den Kapazitäten sind von Unternehmen oder öffentlichen Quellen gemeldete Nennkapazitäten; die tatsächlichen, operativen Kapazitäten können abweichen.
- Letzte Aktualisierung: Oktober 2025. Der Datensatz wird regelmäßig von Fraunhofer UMSICHT (Sulzbach-Rosenberg) gepflegt und aktualisiert.
Über Fraunhofer UMSICHT
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT entwickelt Technologien, Produkte und Dienstleistungen für eine nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen, mit Energie und den Wechsel des linearen Wirtschaftssystems hin zu einem zirkulären. Das Fraunhofer UMSICHT ist eins der sechs Institute des Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy CCPE. Der Institutsteil in Sulzbach-Rosenberg konzentriert sich auf die Entwicklung chemischer Recyclingverfahren, insbesondere Prozess- und Verfahrensentwicklungen im Pilot- und Demonstrationsmaßstab, Technologiebewertungen und Downstream-Prozesse für eine nachhaltige Chemie.
Letzte Änderung: